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Autodafé

Monday, 28. April 2008

weidermann

Bücherverbrennungen haben offensichtlich einen verzögerten Heizwert. Bald ist das Öl alle, dann können wir uns noch in bitterkalten Wintern, vor unserem endgültigen Abgang von der Bildfläche, am lieblichen Knistern der Bibliotheksbestände die klammen Hände wärmen.

Jetzt hat Volker Weidermann seiner vor zwei Jahren viel beachteten „kurzen Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis heute“ einen Folgeband hinterhergeschickt. Das ist überaus geschickt – oder bloß zwingend notwendig.

Kiepenheuer & Witsch weiß, was der Verlag seinen Umsatzzahlen schuldig ist. Lesebändchen und ein Pappcover mit Wiedererkennungswert sind obligatorisch, die Schrumpfung von 324 auf 254 Seiten bemerkt ohnehin kein lesendes Schwein. Ob der Preis für diese um ein Fünftel knapper geratene Nachfolgeerscheinung bloß um 15 Prozent niedriger liegt – wen stört‘s? Und dass Weidermann wie ein Storch im Spagat in den ausgetretenen Fußstapfen seines Vorbilds und Vorgängers Jürgen Serke einherstolziert, ohne in diesem epigonalen Bändchen auch nur entfernt dessen Klasse zu erreichen – wen stört’s?

Mich stört, dass beide Bücher gelumbeckt und nicht fadengeheftet sind. Dann sollen sie doch bitte ehrlich sein und gleich als Taschenbücher erscheinen. (Die Lichtjahre gibt’s jetzt schon zum halben Preis bei BtB.) Dass Buchkäufer und Bücherliebhaber so genau hinguckten wie ich, ist allerdings auch schon Lichtjahre her. Was bin ich nur für ein unverbesserlicher Anachronist?

Immerhin freut mich, dass Weidermann in seinem neuen Buch erstmals auch jene verbrannten Bücher aus dem Scheiterhaufen zieht, deren einziges Verdienst war, überhaupt hineingeworfen worden zu sein. So rettet er eine Adrienne Thomas, deren Werke er „stark gefühlt und ziemlich schwach geschrieben“ nennt, vor dem endgültigen Vergessen. Vergiss es trotzdem! Einzig ihre Indizierung, die sich aus peripheren Gründen herleitet, macht solche nach Weidermanns eigenen Worten „ordentlich auf die Nerven“ gehenden Überflüssigkeiten bemerkenswert. Das reicht aber nicht, meine Neugier zu wecken. Mit solchen literarischen Sequels ist kaum ein Blumenpott zu gewinnen – weder bei den Gutwilligen, noch und erst recht nicht bei einem Böswilligen wie mir.


Protected: Soiree

Monday, 28. April 2008

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