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Druckfehlerfrei?

Friday, 18. April 2008

Ich bin, seit ich lesen kann, auf der Suche nach dem druckfehlerfreien Buch. Bisher habe ich noch keins gefunden. Vielleicht kann ich nach vier Jahrzehnten Großfahndung jetzt endlich einen Erfolg vermelden.

Ich lese nämlich gerade Eine Art Verrat von Karl Heinz Bittel. Der Autor des Romans über das schwierige Verhältnis von Thomas und Klaus Mann war nämlich lange Jahre hauptberuflich Lektor und gar im Knaus-Verlag Betreuer des für seine Pingeligkeit bekannten Walter Kempowski. Wenn ein solchermaßen geprüfter Fachmann für Richtigkeit sein eigenes Buch lektoriert, dann besteht doch vielleicht beste Aussicht auf ein makelloses Gelingen – zumindest was die Vermeidung von Dreckfuhlern angeht.

Andererseits weiß ich aus eigener, leidvoller Erfahrung, dass man gerade für die Fehler, die man selbst macht – und übrigens nicht nur in Texten – oft mit einer Blindheit geschlagen ist, die zum Himmel schreit. Vermutlich weiß das auch Bittel und hat darum sein Buch bewusst nicht selbst lektoriert. Und richtig, das Impressum weist einen „Bernd Henninger, Heidelberg“ als Lektor aus. Der hat sich seine Sporen immerhin im seriösen Verlag Lambert Schneider verdient, keine schlechte Adresse. (In der dort erschienenen Ausgabe des Alten Testaments, übersetzt von Martin Buber und Franz Rosenzweig, konnte ich jedenfalls nur sehr wenige Druckfehler entdecken.)

In Bittels Roman, den ich jetzt etwa zu einem Drittel gelesen habe, ist mir bisher tatsächlich noch kein einziger Schnitzer aufgefallen. Die Spannung steigt von Seite zu Seite. Ich kann mich paradoxerweise schon gar nicht mehr auf den Inhalt konzentrieren; denn meist ist’s ja gerade umgekehrt und meine Konzentration leidet unter der prallen Fülle der Fehler. Und hier fehlen sie mir.

Kann der Mensch denn nie zufrieden sein?