verdankt sich diese beobachtung bloß einem gehässigen, gar frauenfeindlichen vorurteil, oder ist es wirklich so? bloggerinnen neigen dazu, in ihren web-tagebüchern ihre jeweils aktuellen körperlichen missbefindlichkeiten zum hauptthema zu machen. ein roter blutfaden, der sich durch ihre alltäglichen textergüsse zieht. ein markenzeichen zugleich kränkelnder und aufbegehrender weiblichkeit?
das erprobte und offenbar grenzenlos belastbare stilmittel dieser hypochondrischen egomanien ist die komische übertreibung. wenn frau in ein wimpernzucken den unmittelbar bevorstehenden schlaganfall hineinimaginiert, hat frau die lacherinnen offenbar mühelos auf ihrer seite.
liegt es an mir, dass mir beim lesen solcher femininen jammerarien mit dem touch schicksalsergebener ironie immer wieder kein besseres vorbild in den sinn kommt als ephraim kishon, der den von theodor lessing diagnostizierten jüdischen selbsthass zum literarischen kabarettprogramm hinabstilisierte?
otto weininger zaubere ich jetzt mal nicht aus dem zylinder, sonst müsste ich die geschichte erzählen, wie ein nachmalig in der gefängniszelle durch selbstmord endender karrierearzt a., der ein paar patienten durch giftspritzen aus der welt befördert hatte, um deren plötzlichen tod seinen kollegen in die schuhe schieben zu können, sich mal bei mir, dem buchhändler, beschwerte, dass es die neuauflage von ‚geschlecht und charakter‘ bei matthes & seitz nicht in leinen gab, mit den worten: „ich kaufe die wurst beim metzger doch auch nicht ohne pelle!“ zwar würde dies vielleicht interessanter sein als die unterleibsgeschichten der bloggerin b., aber doch zu weit vom thema wegführen.
das thema ist und die frage lautet: was wollen uns die evastöchter mit ihren in weblogs und auch anderswo so überaus zahlreich bekundeten körperlichen leiden, die sie im gleichen atemzug als nicht ernst zu nehmende wehleidigkeiten diskreditieren, eigentlich sagen?