Archive for February 23rd, 2012

Wie unten bereits gesagt?

Thursday, 23. February 2012

Manchmal erscheint es mir so, als würde ich mich in diesem Weblog dauernd wiederholen, als hätte ich alle wesentlichen Fragen längst an- und ausgesprochen und würde sie seither nur wieder und wieder in immer neuer Verkleidung vor der Leserin Revue passieren lassen. Gerade eben habe ich zum Beispiel über meine frühe Freundschaft zu Pia Sch. geschrieben und dazu das süße Foto von uns beiden veröffentlicht, das uns auf ihrem Dreirad zeigt, im Sommer 1958. Ich könnte aber schwören, dass ich das Bild aus meinem Fotoalbum bereits in einem anderen Zusammenhang schon einmal publiziert habe. Aber nach Bildern kann man bekanntlich nur dann suchen, wenn man weiß, unter welchem Titel man sie veröffentlicht hat, und was das betrifft, bin ich nie einem stringenten Prinzip gefolgt und habe mir keine einheitliche Benennungsweise zu eigen gemacht. Mehr und mehr wird dieses Blog so zu einem undurchdringlichen Wirrwarr von Fährten ohne Ziel, zu einem Irrgarten, der bei aller vorgeblichen Strukturiertheit den Besucher an jeder Ecke und Weggabelung narrt und verhöhnt. Dieser Zustand spiegelt aber vermutlich meine innere Verfassung sehr gut wieder. Insofern tröste ich mich über das peinliche Gefühl eines Ungenügens und Unvermögens hinweg, indem ich mir sage, dass ich immerhin aufrichtig bin und nicht den schönen Schein einer Ordnung vortäusche, da doch in Wahrheit das reinste Chaos herrscht. Und übrigens kann ich mich auch über die vermeintlichen oder tatsächlichen Wiederholungen hinwegtrösten, denn dass ich einen Gedanken oder eine Vorstellung in zeitlichem Abstand von Monaten oder Jahren zweimal auf die identisch gleiche Weise niedergelegt habe, das ist doch äußerst unwahrscheinlich. Wenn jedoch aus den Wiederholungen gewisse Abweichungen herauslesbar sind, dann könnte ja auch dies zu einem vollständigeren Gesamtbild wenn nicht meiner Vollendung, so doch meiner Widersprüchlichkeit beitragen.

Jungen, Mädchen. Paar.

Thursday, 23. February 2012

Bald fand er heraus, dass zwar auch Mädchen gemein sein konnten. Sie kreischten, kniffen und kratzten, wenn ihnen etwas nicht passte. Aber gegen die grobe Gewalt der Jungen war dies doch vergleichsweise leicht zu ertragen. Auch fiel ihm auf, dass Spielgefährten meist zugänglicher und harmloser waren, wenn er mit ihnen allein zu tun hatte. Kaum kam jedoch ein dritter, vierter hinzu, wurde die Lage schnell unübersichtlich für ihn und ängstigte ihn so sehr, dass er Reißaus nahm und zu seinen Eltern flüchtete. Nach einer Reihe solcher beunruhigenden Erlebnisse kam er zu dem Schluss, dass die zusätzlichen Freuden, die die Geselligkeit mit anderen Kindern bieten mochte, doch nicht die Sorgen und Ängste lohnte, die mit solchen Zusammentreffen schon im Voraus verbunden waren, ganz abgesehen von den tatsächlichen Gemütsaufwallungen, die ihn für lange Zeit begleiteten und quälten, wenn ein solches Treffen mit Grobianen und Kratzbürsten wieder einmal im Unfrieden geendet hatte. So war es ein wahres Geschenk des Himmels, als er sich mit P. anfreunden konnte, einem ein Jahr älteren Mädchen, das mit seinen Eltern in der gleichen Straße wohnte.

Draußen. Wiese, Sand.

Thursday, 23. February 2012

Drinnen war die Welt und draußen herrschte das Chaos, eine beunruhigende Unübersichtlichkeit von vielerlei unbestimmten Dingen und haltlos vorbeirasenden Ereignissen, die ihn zutiefst aufwühlte, ja verstörte. Wenn er sich später prüfte, welche Wesenseigenschaften ihm angeboren sein mochten und nicht erst durch Vorbild und Erziehung antrainiert, dann war es neben anderen ein starkes Verlangen nach äußerer Ordnung. Dennoch konnte er für die Ewigkeit von Augenblicken in dieser so unaufgeräumten Außenwelt auch seine kleine Heimat finden und selige Ruhe, wenn er etwa auf einer Wiese saß und Gänseblümchen pflückte oder mit dem Spielzeugschüppchen den Sand ausgrub, voll neugieriger Erwartung, ob unter dem Sand denn wohl irgendwann einmal etwas anderes erscheinen würde als immer nur wieder Sand und noch mehr Sand. Ewigkeiten später, aber vermutlich noch im selben Sommer begriff er die Grundregeln der Statik und lernte die Technik, aus dem feuchten Sand unterer Schichten, gestern hatte es wohl stark geregnet, kleine Bauwerke zu errichten, Trutzburgen gegen einen erahnten Feind. Unvergessen, eigentlich unverziehen auf immer blieb ihm aber der Schreck, als ein sehr realer Gegner in Gestalt eines missgünstigen Rabauken auf den Plan trat, der sein liebevoll angelegtes Kastell mit ein paar brutalen Fußtritten zertrümmerte, um anschließend hohnlachend davonzuziehen. Hier blieb der sonst genussvoll ausgekostete Trost der Eltern wirkungslos. Das Urvertrauen darein, dass dem nichts Böses geschehen könne, der selbst nichts Böses tut, war auf immer beim Teufel.