Hotdog

Bekanntlich spiele ich persönlich ja am liebsten Schach. Dennoch verweigere ich mich nicht, wenn meine Tochter wieder einmal eins jener neuzeitlichen Gesellschaftsspiele zu einem geselligen Beisammensein mitbringt, bei denen die Zeit wie im Flug vergeht, man oft genug ziemlich dumm aus der Wäsche schaut und gelegentlich sogar etwas über sich und seine Mitspieler lernen kann. Einen Spielverderber will ich mich nicht schimpfen lassen.

Heute war Cranium an der Reihe, ein kreatives Denk- und Ratespiel, bei dem man unter anderem seine Teamkollegen durch Pantomimen, Zeichnungen (mit offenen oder geschlossenen Augen), Melodiengesumme und ähnliche Albernheiten dazu bringen muss, vorgegebene Namen oder Begriffe zu erraten.

Als ich an der Reihe war, stellte sich mir die Aufgabe, mittels eines Klumpens grünen Knetgummis einen Hamburger darzustellen, jene Delikatesse aus der Fast-Food-Küche, die sich so großer Beliebtheit erfreut und die, wie ich vom Hörensagen weiß, eine nicht geringe Schuld an der adipösen Verunstaltung unserer Jugend trägt.

Ich hatte 60 Sekunden Zeit, die Hamburger-Skulptur zu kneten. Als sie unter meinen geschickten Händen Gestalt annahm, scholl mir aus dem Kreise meiner Teamkollegen entgegen: „Hotdog! Hotdog!” Verzweifelt bemühte ich mich, die Konturen noch präziser herauszuarbeiten, aber das erlösende Wort „Hamburger” wollte meinen Mitspielern einfach nicht über die Lippen kommen.

Als die Minute abgelaufen war, musste ich mich darüber belehren lassen, dass eine Wurst zwischen zwei Brötchenhälften mitnichten ein Hamburger ist, wie ich immer angenommen hatte, sondern eben ein Hotdog; und dass es sich bei einem Hamburger um eine gegrillte Rinderhackscheibe zwischen zwei Brötchenhälften handelt. „Bist du denn noch nie bei McDonalds gewesen?” Doch, vielleicht drei- bis fünfmal insgesamt, aber dann habe ich mir immer nur eine Portion Pommes frites gekauft. In den folgenden zehn Minuten wurde ich von jenen Spielteilnehmern, die mich noch nicht so gut kennen, verstohlen beäugt wie ein seltenes Insekt. Aber daran bin ich ja gewöhnt.

6 Responses to “Hotdog”

  1. Matta Schimanski Says:

    Hat denn dein Team aus lauter Menschen bestanden, die dich kaum kennen? Ansonsten sollte man doch annehmen, einer hätte auf die Idee einer Begriffsverwirrung (bzw. -unkenntnis) deinerseits kommen müssen.

  2. Matta Schimanski Says:

    Hamburger

    Zutaten für 4 Portionen:
    600 g Rinderhack
    50 g Haferflocken
    Ketchup
    2 EL Milch
    1 EL Dijonsenf
    1 Ei
    Rauchsalz, Pfeffer
    1/2 TL getrockneter Oregano
    2 EL Öl
    1 Zwiebel
    4 Hamburger-Brötchen
    2 EL Butter

    Zubereitung:
    Das Rinderhack mit Haferflocken, 2 EL Ketchup, Milch, Senf und Ei zu einem Teig vermengen und gut durchkneten. Mit Salz, Pfeffer und Oregano würzen.

    Aus dem Teig vier gleich große Fleischfladen formen. Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Fladen darin von beiden Seiten gut anbraten, dann bei geringerer Temperatur etwa 7 Minuten garen.

    Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. Kurz vor Ende der Garzeit auf die Fladen legen und kurz mitgaren.

    Brötchen halbieren und mit Butter bestreichen. Dann unter dem Grill rösten. Je Brötchen einen Fleischfladen hineinlegen, mit Zwiebelringen belegen und mit Ketchup servieren. Nach Belieben mit Tomatenscheiben und Salatblättern dekorieren anreichern.

    Und das Bild dazu:
    http://www.usa-reiseland.de/media/recipes/hamburger.jpg

    So viel Gemüse! Das kann doch gar nicht ungesund sein!

  3. Revierflaneur Says:

    Zu Deinem ersten Kommentar: Das hast Du sehr gut durchschaut. Die gegnerische Truppe, rekrutiert aus solchen, die mich näher kannten, klatschten sich beim Anblick meines “Hamburgers” vor Schadenfreude auf die Schenkel. Und meine Teamgefährten, die dergleichen Ignoranz auch nachträglich kaum für möglich hielten, zeigten mir nach Ablauf der 60 Sekunden den Vogel: So blöd kann doch keiner sein!

  4. Revierflaneur Says:

    Und zu Deinem Rezept: Das hat sich erübrigt. Gleich im Anschluss an die Spielrunde Cranium latschten meine Söhne zum nächstgelegenen McDonalds, kauften einen Hamburger und zwangen mich, diesen zu essen, wovon sogar ein Foto angefertigt wurde. Er schmeckte ganz schauderhaft. Mein erster Hamburger wird definitiv zugleich mein letzter gewesen sein!

  5. Matta Schimanski Says:

    Wie rücksichtsvoll von deinen Sprösslingen! Denn lass es dir gesagt sein: Hotdogs sind noch viel, viel widerlicher!

  6. Günter Landsberger Says:

    Lieber Manuel, auch ich habe weder Hotdogs noch Hamburger jemals in meinem Leben gegessen. Bei Mc Donald’s war ich auch nur zweimal, einmal in Frankfurt, einmal in Dachau – und das auch nur derSchüler… wegen und nur ihnen zuliebe.

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