[wird fortgesetzt]

Seit einer gefühlten Ewigkeit wartete ich auf die Fortsetzung von Wolfgang Herrndorfs Blog Arbeit und Struktur. Der letzte Eintrag war vom 19. November und berichtete in vier Sätzen von einem Besuch des Films Cheyenne mit Kathrin Passig und einem anschließenden traurigen Gespräch über gemeinsame Urlaube. Das letzte Wort war „gescheitert“. Tag für Tag klappte ich in den vergangenen Wochen, gleich nachdem der Rechner hochgefahren war, Kapitel Einundzwanzig auf, immer wieder dieser letzte Absatz mit Cheyenne und „gescheitert“. Darunter die Ankündigung, Versprechung: „[wird fortgesetzt]“. Dabei fürchten wir treuen Besucher dieser Seite doch alle, dass irgendwann hier noch für eine solche gefühlte Ewigkeit „[wird fortgesetzt]“ stehen wird, obwohl der Blogger seinem Glioblastom erlegen ist. Ich ertappte mich dabei, sicherheitshalber immer mal wieder auf Wikipedia nachzuschauen. Nein, er lebt noch! Heute nun kamen gleich vier Tagesnotizen, vom 20. bis zum 25. November, für die eigens ein neues Kapitel Zweiundzwanzig aufgemacht wurde. Wichtigste, erfreuliche Neuigkeit: H. erfährt im Abschlussgespräch nach seiner letzten Bestrahlung vom Arzt, dass er noch zehn bis zwölf Monate Aufschub erwarten darf, bis zum nächsten Rezidiv. – Ich fragte mich eben, ob ich hier überhaupt schon von meiner zweiten, intensiveren Begegnung mit dem Werk des Wolfgang Herrndorf berichtet habe. Die Suche nach seinem Nachnamen ergab aber nur einen einzigen Beleg. Vor fast genau einem Jahr hörte ich im Rundfunk eine überaus positive Besprechung seines Bestsellererfolgs Tschick, der mir aber erst durch einen besonderen Zufall so merkwürdig wurde, dass ich ihn wenig später kaufte und dann auch las. Die beiden jugendlichen Ausreißer brechen dort in eine gelobte Fremde auf, für die sie mangels konkreter Vorstellungen den Namen Walachei einsetzen. Und eben diese Walachei tauchte auch in einer 200 Jahre alten Ausgabe der Berliner Abendblätter auf, die anlässlich des bevorstehenden Kleist-Jahres gerade Tag für Tag online publiziert wurde und die ich gleichzeitig las. Ich wollte die Stelle bei Tschick genau zitieren und kaufte darum später das Buch. Nun lese ich Herrndorfers neues Buch Sand, über das ich erst urteilen will, wenn ich damit durch bin. – Sein Weblog jedenfalls ist stellenweise großartig, voller Tragik und Humor!

4 Responses to “[wird fortgesetzt]”

  1. C.W. Says:

    Vielen Dank für den Hinweise auf Wolfgang Herrndorfs Blog! Konnte nicht mehr aufhören zu lesen.

  2. Revierflaneur Says:

    Freut mich, dass ich mal wieder eine fruchtbare Anregung geben konnte. Ich habe die Reaktion zum Anlass genommen, auf “Arbeit und Struktur” einen Link zu setzen.

  3. BiKe Says:

    Wenn ich mich recht erinnere, haben es Dir “Zufälle” doch besonders angetan, oder? Hier ist mal einer: Ich habe nämlich Heiligabend (also einige Stunden, bevor dieser Blogeintrag online war) die Lektüre von “Tschick” beendet – klasse Buch!

    Und ich war genau aus diesem Grund ebenfalls auf Wikipedia und auf “Arbeit und Struktur” unterwegs, um mich über das aktuelle Schicksal von Wolfgang Herrndorf zu informieren. Nächste Lektüre? Natürlich “Sand”!

    In diesem Sinne, einen guten Rutsch!

  4. Revierflaneur Says:

    Das passt (sicher nicht zufällig) zu einem Gedanken, den ich nach ungefähr 250 Seiten Lektüre in “Sand” hatte: “Wenn überhaupt einer von meinen zahlreichen Freunden und Bekannten durch dieses komplizierte Buch durchblickt, dann BiKe!” Hätten wir uns seither gesehen, hätte ich es Dir garantiert empfohlen oder auf Wunsch geliehen. Nun möchte ich mit unserem nächsten Treffen am liebsten warten, bis Du “Sand” gelesen hast, damit Du mir sagen kannst, ob ich richtig lag. Ich ahne aber schon, was Du dagen wirst: “Wieso? Ist doch eigentlich ganz plausibel!” – Auch Dir einen guten Rutsch!

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