Archive for the ‘Allgemein’ Category

Wie unten bereits gesagt?

Thursday, 23. February 2012

Manchmal erscheint es mir so, als würde ich mich in diesem Weblog dauernd wiederholen, als hätte ich alle wesentlichen Fragen längst an- und ausgesprochen und würde sie seither nur wieder und wieder in immer neuer Verkleidung vor der Leserin Revue passieren lassen. Gerade eben habe ich zum Beispiel über meine frühe Freundschaft zu Pia Sch. geschrieben und dazu das süße Foto von uns beiden veröffentlicht, das uns auf ihrem Dreirad zeigt, im Sommer 1958. Ich könnte aber schwören, dass ich das Bild aus meinem Fotoalbum bereits in einem anderen Zusammenhang schon einmal publiziert habe. Aber nach Bildern kann man bekanntlich nur dann suchen, wenn man weiß, unter welchem Titel man sie veröffentlicht hat, und was das betrifft, bin ich nie einem stringenten Prinzip gefolgt und habe mir keine einheitliche Benennungsweise zu eigen gemacht. Mehr und mehr wird dieses Blog so zu einem undurchdringlichen Wirrwarr von Fährten ohne Ziel, zu einem Irrgarten, der bei aller vorgeblichen Strukturiertheit den Besucher an jeder Ecke und Weggabelung narrt und verhöhnt. Dieser Zustand spiegelt aber vermutlich meine innere Verfassung sehr gut wieder. Insofern tröste ich mich über das peinliche Gefühl eines Ungenügens und Unvermögens hinweg, indem ich mir sage, dass ich immerhin aufrichtig bin und nicht den schönen Schein einer Ordnung vortäusche, da doch in Wahrheit das reinste Chaos herrscht. Und übrigens kann ich mich auch über die vermeintlichen oder tatsächlichen Wiederholungen hinwegtrösten, denn dass ich einen Gedanken oder eine Vorstellung in zeitlichem Abstand von Monaten oder Jahren zweimal auf die identisch gleiche Weise niedergelegt habe, das ist doch äußerst unwahrscheinlich. Wenn jedoch aus den Wiederholungen gewisse Abweichungen herauslesbar sind, dann könnte ja auch dies zu einem vollständigeren Gesamtbild wenn nicht meiner Vollendung, so doch meiner Widersprüchlichkeit beitragen.

Kurz vor Ladenschluss

Friday, 17. February 2012

Der regelmäßige, gründliche Leser dieses Blogs wird sich in den letzten Tagen gewundert haben, warum ich von meiner Gewohnheit der vergangenen Monate abgewichen bin, alltäglich ohne Ausnahme einen kleinen Artikel zu veröffentlichen. Dieser Leser, so es ihn denn überhaupt noch gibt, hat sich vielleicht besorgt gefragt, ob etwa meine gesundheitliche Verfassung erneut einen Einbruch erlitten hat. Dem ist nicht so, wie ich zu seiner Beruhigung sagen kann, indem ich mich gleichzeitig für seine freundliche Anteilnahme bedanke. Diesmal liegen die Gründe für die Störung meiner Schaffenskraft eher auf dem Felde der wirtschaftlichen Grundversorgung. Mittlerweile wird es immer fragwürdiger, ob ich auf längere Sicht noch die Zeit und die Mittel für dieses einsame Abenteuer aufbringen kann – von der Kraft, die die Sorge um das Allernötigste verzehrt, ganz zu schweigen. Noch stelle ich nicht ab. Aber wenn sich nicht irgendwann ein Mäzen findet oder sonst eine günstige Wende eintritt, sind die Tage des Revierflaneurs im Internet wohl gezählt. (Bis zum 24. März 2012, an dem mein Weblog vier Jahre alt wird, halte ich aber mindestens noch durch, wenngleich voraussichtlich nur noch mit sporadischen Veröffentlichungen.)

Brevissimo!

Tuesday, 17. January 2012

Was hat nun die Entscheidung, von fünf Absätzen auf einen runterzuschalten, für mein Blog gebracht, aus meinem Blogschreiben gemacht? Wenn ein Thema, ein Gegenstand, ein Vorwand eine gewisse Ausführlichkeit erheischt, dann taucht das Ende vom Lied in den Untergrund, liegt irgendwo weit unterhalb der südlichen Monitorbegrenzung, sozusagen unter der Tischplatte. Scroll-scroll! Na, und? Allen Ernstes meldete sich jüngst eine Leserin und klagte über die Strapaze, für ihre Augen keine Leerzeilen mehr zum Verweilen angeboten zu bekommen. Ich muss schon sehr bitten! Durch das Halten der Strg-Taste und mehrfache Betätigung des +-Zeichens im Nummernblock rechts kann sie doch den Text auf dem Schirm in so augenfreundlich bemessene und leicht verdauliche Einheiten portionieren, dass niemals die Gefahr besteht, in der Zeile zu verrutschen oder sonstwie ins Stolpern zu kommen. Überhaupt sind solche Leserwünsche eine Zumutung! Wer käme auf den Gedanken, von einem Maler zu fordern, er möge kleinere Bilder malen, oder doch wenigstens nicht so detailreiche, weil man diese Riesenschinken ja gar nicht auf einen Blick erfassen könne? Wobei ich andererseits durchaus um Konzentration bemüht bin. Ständig streiche und streiche ich meine Entwürfe zusammen. Mit meinen Hobelspänen würde mancher Schreiber dürre Anekdoten zu Romanen ausstopfen. Und das war’s auch schon wieder für heute.

Minipics und andere Macken

Saturday, 08. January 2011

innenistaussen

Bei der Durchsicht der ältesten Artikel in diesem Blog anlässlich der Rekonstruktion meiner Abnabelung von Westropolis zwischen März und August 2008 fiel mir auf, dass ich anfangs offenbar Probleme hatte, die Titelbilder in einer akzeptablen Größe einzubinden. Bis zum 16. September 2008 hatten meine Abbildungen bloß Briefmarkenformat – und haben es bis heute, ein Makel, den ich nun in den nächsten Tagen beheben werde.

Dies ist ja neben ein paar anderen Kleinigkeiten eines jener unauffälligen Merkmale, die mein Weblog von den meisten anderen unterscheiden: Die älteren Beiträge sind mir nicht bloß deshalb schon gleichgültig, weil sie auf den allerersten Blick nicht sichtbar sind. Mich schert sehr wohl auch mein Gestriges – das ich notfalls lösche, wenn es mir aus der zeitlichen Distanz als Geschwätz erscheint. Ansonsten aber trachte ich danach, es zu berichtigen, zu verbessern, zu präzisieren, zu kürzen oder zu erweitern. (Für Hinweise genauer Leser auf Fehler u. ä. bin ich dankbar.)

Ich weiß, dass es längst nicht nur die besagten Minipics sind, die ich überarbeiten muss. Manche frühen Beiträge haben ja noch gar kein Titelbild. Etliche Bilder gefallen mir nicht mehr und sollten durch passendere ersetzt werden. Ein weiteres drängendes Problem betrifft die Links. Viele Pfade, besonders natürlich die älteren, dürften mittlerweile ins Nirgendwo führen. Anfangs habe ich das Mittel der Verlinkung im Überschwang dieser neuen Option gewiss viel zu freigiebig eingesetzt. Hier wäre eine radikale Bereinigung angezeigt. Aber das verschlingt viel Zeit. Vielleicht finde ich einen Assistenten, der mir solche Jobs abnehmen kann?

Besonders belastet mich die Ordnerstruktur, die schon seit etlichen Monaten völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Zunächst dachte ich ja, alle meine Themen in den 26 alphabetisch geordneten „Mappen“ unterbringen zu können, die ich mit dem Haupttitel Würfelwürfe versehen hatte. In meinem Abracadabra hatte ich versucht zu erklären, womit ich jede einzelne dieser Mappen zu befüllen gedachte. Aber selbst mit diesem Entwurf kam ich nicht zu Rande. Nun gibt es längst Konkurrenz auf der Ebene des Haupttitels, zu dem sich allerlei Sonderbarkeiten von Absturz! bis Zeitsprünge gesellt haben. All dies ist äußerst unbefriedigend und bedarf dringend einer Generalrevision.

Und schließlich stellt sich die Frage, wie ich die mir noch wichtigen Westropolis-Beiträge der Zeit von März 2007 bis August 2008 in mein Revierflaneur-Blog integrieren soll. Einstweilen kann ich hier nur bekennen, dass ich mir all dieser Macken bewusst bin; und versprechen, dass ich sie beheben werde, sobald es mir eben möglich ist.

Masterplan

Sunday, 12. October 2008

Dem eiligen Passanten, der dieses Weblog mit flüchtigem Blick streift, kein eindeutiges Thema findet, keinen Zusammenhang herstellen kann, sich nicht zurechtfindet und nicht heimisch wird und darum durch den erstbesten Notausgang davonstrebt und das Weite sucht – diesem so konzentrationsschwachen wie atemlosen und ungeduldigen Zeitgenossen sei hiermit gesagt: Das Werk des Revierflaneurs folgt einem Masterplan.

Dieser Plan wird allerdings erstens nur aus der Vogelperspektive überschaubar – und ist zweitens verlässlich bloß für den Tag, weil er sich ständig, wenngleich in kleinen Schritten, verändert. Sein Meister findet ja keine Landschaft vor, die es nun gälte, mit dem Plan in der Hand zu erkunden und zu verstehen. Vielmehr erschafft er diese Landschaft selbst erst Schritt für Schritt und muss die Karte nach jeder neuen Landgewinnung den veränderten Gegebenheiten anpassen.

Die Bewegungsrichtung dieser Flanerie ist exzentrisch („weg von der Mitte”), ihre Geschwindigkeit anachronistisch („in kleinen Schritten”). Jedes beliebige Zwischenergebnis und Zustandsbild dieser schleichenden Expedition ähnelt in doppelter Hinsicht einem Labyrinth. Es scheint chaotisch für den unerfahrenen Besucher, der sich bei seiner planlosen Inspektion wohl bald verirrt und keinen rechten Überblick findet – und ist doch nach einem streng geordneten Plan angelegt, regelmäßig wie eine Hilbertkurve [siehe Titelbild].

Ein alphabetischer Kompass zur Orientierung auf dem Weg durch diesen strukturierten Irrgarten sind die „Kategorien” am rechten Rand. Gegenwärtig gibt es auf erster Ebene deren drei (Allgemein, Würfelwürfe und Zeitsprünge), auf zweiter unter der mittleren schon ein ganzes Dutzend (Against the Day, Baggesen, Caissa, Dingwelt, Eccentrics, Godzilla, Hans Siemsen, Kistenflimmer, Märchen, Oikos, Snapshot und Tauchen).

Die Hierarchie dieser Schubladen bleibt aber, das sei zur Warnung einem ernsthaften Expeditionsteilnehmer in diesem Wörterdschungel mit auf den Weg gegeben, jedenfalls immer nur eine vorläufige. Und schon erst recht sollte sich ein gewogener Leser dieses Weblogs nicht dazu verführen lassen, aus der Zahl der Beiträge zu einer Kategorie voreilige Schlüsse auf deren relative oder gar absolute Bedeutung zu ziehen. (Vielleicht endet dereinst das voluminöse Kapitel Against the Day auf einer vierten Ebene der Kategorien, unter Würfelwürfe / Roman / Epigonen.)

Würfelwürfe

Thursday, 29. May 2008

wurfelbrett

Es gibt für das, was ich hier versuche, offenbar bisher noch keine taugliche Gattungsbezeichnung. Der bisherige Arbeitstitel für diese Rubrik, „Journal intime“, hat mich von Anfang an nicht recht überzeugen können.

Worum soll es denn hier eigentlich gehen? Um kurze Prosastücke, fokussiert und zugleich weit ausholend, vom Fernblick inspiriert und in den kleinen Einzelheiten mikroskopisch genau, geschliffen und geschärft bis ins letzte Detail, zugespitzt auf den jeweils einen, grundsätzlichen Punkt. (Dass ich von diesem Ziel noch weit entfernt bin, muss mir niemand sagen. Ich probiere und experimentiere. Schließlich betrete ich Neuland.)

Keine Aphorismen also, aber ebenso wenig Essays, gewiss auch keine „short stories“, und schlichte Tagebuchnotizen schon gar nicht.

Das Weblog meiner Träume ist schließlich, um auch diesen Holzweg abzusperren, kein klassisches Feuilleton mit seiner obligatorischen Glosse und den Kritiken zu diesem und jenem. Allein schon deshalb nicht, weil es mehr erlaubt als die alte Presse. Der Leserbrief ist tot – es lebe der Kommentar. Und weil das Blog auch mehr ermöglicht als die historisch-kritische Textausgabe. Die Fußnote ist tot – es lebe die kreative Verlinkung. Von eingestreuten Podcasts mal ganz abgesehen.

Gutenbergs gutes altes Buch liegt im Sterben – womit das Schreiben vielleicht endlich die Chance erhält, in jenes „vollkommene Buch“ zu münden, das Stéphane Mallarmé einst ersehnte. Seinem langen Gedicht Un coup de dés jamais n’abolira le hasard zu Ehren nenne ich diese Rubrik rückwirkend ab heute: „Würfelwürfe“. Der Zufall erhält seine zweite Chance.

Sesam, öffne dich!

Monday, 24. March 2008

Der Revierflaneur geht einen neuen Weg! Seit einem Jahr blogge ich regelmäßig bei Westropolis, dem Kulturblog der WAZ-Mediengruppe. Manche Themen fanden dort nicht den rechten Platz – und deshalb habe ich mir zu Ostern 2008 hier eine weitere Behausung für meine anachronistischen Einlassungen zum Zeitgeschehen geschaffen.