Nichts gefunden?

hohlblase

Doch, auch heute gäbe es Stoff genug für meine Zeitungsschelte. Allein, ich war nicht in der rechten Stimmung und muss überdies feststellen, dass ich mir mit meinem Alltäglichkeits-Versprechen für diese Rubrik ein etwas zu enges Korsett umgeschnallt habe. Heute blieb mir schlicht die Puste weg!

Es zeigte sich, dass ich mir selbst solch ein unscheinbares Kläpschen auf die Pfoten der Redakteure nicht mal eben so zwischen Frühstücksei und Stuhlgang abquetschen kann. (Ich weiß, das ist ein schiefes Bild!) Man denke nur an die gestrige Glosse über die Papst-Ansprache. Dazu ist schon einiges an Recherche und mühseligem Textvergleich nötig. Es kostet Zeit und auch Kraft. Zudem stehe ich bei diesen Kritiken an den Kolleginnen und Kollegen unter besonderem Druck, möchte ja um Himmels willen bloß selbst keinen noch so kleinen Fehler machen, denn die Blamage tu ja besonders weh, wenn man mit Steinen schmeißt und plötzlich feststellt, im Glashaus gesessen zu haben.

Darum korrigiere ich mich wieder einmal und modifiziere meine Selbstverpflichtung dahingehend, dass ich mindestens dann ein Zitat aus der Süddeutschen des Tages aufs Korn nehme, wenn ich sonst keinen Beitrag veröffentliche. Es soll ja nicht darauf hinauslaufen, dass ich nur noch „Sprechblasen“ ablasse, so wichtig ist mir das morgendliche Ärgernis der Zeitungslektüre auch wieder nicht. Genauer gesagt: bei Weitem nicht.

Dass ich mir selbst etwas Druck mache, ist ansonsten schon okay! Ich neige nämlich dazu, die Zügel gelegentlich schleifen zu lassen. Mir läuft aber die Zeit davon. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch bei einem Autor, der die Verlangsamung zum Hauptziel seiner Fortbewegung deklariert hat, sowohl in seiner Arbeit als auch in seinem übrigen Leben.

Heute jedenfalls habe ich nicht nötig, mich über den folgenden Werbeslogan in einer Buchrezension zu echauffieren: „Wenn es ein Buch gibt, das die Wall Street beschreibt, wie sie wirklich ist, dann ist es dieses: […].“ (Alexander Mühlauer: Die großen Helden; in: SZ Nr. 296 v. 22. Dezember 2010, S. 26.) Meine treuen Leser werden sich vermutlich selbst denken können, was mich an diesem Satz auf die Palme bringt. Heute darf ich einmal faul sein. Und überhaupt habe ich ja schon einen Blogbeitrag geschrieben – nämlich diesen hier, in dem ich erkläre, warum ich heute blau machen darf [s. Titelbild].