Kleines 1×1 der Buchbeschreibung (VIII)

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Nach dem Seitenumfang ist eine weitere quantitative Eigenschaft des Buches sein Format. Zwar das Bemühen der Buchhersteller, ihren Produkten durch ein auffallendes Äußeres besondere Aufmerksamkeit zu verschaffen, bisweilen seltsame Blüten getrieben, trotzdem begegnen uns runde, selbst drei- oder fünfeckige Bücher sehr selten. Gewöhnlich hat das Buch eine rechteckige Form, wobei das Hochformat die Regel und das Querformat seltene Ausnahme ist.

Traditionell wurden die Formatbezeichnungen von Büchern aus der Zahl der Bogenfalzungen abgeleitet. Ein einfach gefalzter Bogen ergab einen Folio-Band, zweifach einen Quart-, dreifach einen Oktav-Band. In England galten aber andere Bezeichnungen und Maße als in Frankreich und Deutschland, und so hat sich mittlerweile international eine Maßangabe aus Breite mal Höhe in Zentimetern durchgesetzt. Die Breite steht traditionell an erster Stelle, weil dies irgendwann einmal für die Papiermaße eingeführt wurde. Ich halte diese Regel aber für unsinnig, da die Höhe erstens wichtiger für den Nutzer ist. (Regalabstände!)

Zweitens aber kann die Höhe eines Buches, als Entfernung von der oberen zur unteren Einbandkante, immer exakt angegeben werden. Zur Ermittlung der legt man das Lineal an der rechten Kante des Einbanddeckels an und misst bis zum Buchrücken. Doch da wird es problematisch! Der Rücken ist bekanntlich bei den meisten gebundenen Büchern ab einer bestimmten Buchdicke rund. Nun weiß man nicht, an welcher Stelle genau man das Lineal ablesen soll. Gilt der ,höchste‘ Punkt der Rundung als Messpunkt? Ich habe mich entschieden, die Falzkante des Gelenks zu meiner persönlichen Messnorm zu erklären [s. Titelbild] und entgegen der geltenden Regel die Breite erst an zweiter Stelle zu nennen. Ist also der erstgenannte Messwert kleiner als der zweite, so handelt es sich um ein Querformat. Außerdem runde ich nicht wie üblich auf ganze Zentimeter, sondern gebe millimetergenaue Messwerte an.

Eins meiner größten Bücher ist übrigens (mit 43,4 x 33,2 cm) Arno Schmidts Julia oder die Gemälde, eins meiner kleinsten eine Miniaturausgabe von Rosa Luxemburgs Briefe aus dem Gefängnis (5,2 x 4,0 cm).

Und dann hat ein Buch, und sei es noch so seichten Inhalts, immer auch ein Gewicht. Selbst ,leichte‘ Bücher können also ganz schön schwer sein. Spätestens bei meinen zahlreichen Wohnungswechseln wurde mir dies ein ums andere Mal wieder bewusst, und zwar immer schmerzlicher, ließ doch mit den Jahren mein körperliches Leistungsvermögen nach, während der Umfang meiner Bibliothek, und damit ihr Gesamtgewicht, stetig zunahm. Ich kannte mal einen Berliner Antiquar, der einen Teil des Warenbestandes in seiner Mietwohnung lagerte, gestapelt immer ganz behutsam längs der Zimmerwände, denn der Holzfußboden knarrte bedenklich und er träumte nachts von einem Durchbruch in die darunterliegende Wohnung. Vielleicht liegt das Durchschnittsgewicht gebundener Bücher bei 400 Gramm, dann bringt es eine Bibliothek von fünftausend Bänden auf zwei Tonnen. Das sollte man sich vor Augen führen, bevor man sich gerade für diese unbequeme Sammelleidenschaft entscheidet.