Rundgang (VI)

Noch mal zur Wahl? Bitteschön. Wo die Parteien der bürgerlichen Mitte zwölf Quadratmeter große Stellwände auf die grüne Wiese stellen, da müssen sich die Extremisten vom linken und rechten Flügel mit beklebten Pressspanplatten im Zeitungsformat begnügen, die sie an Laternenpfählen und Ampeln aufhängen.

Dass sich dabei gelegentlich unbeabsichtigte Korrespondenzen mit den Signalen und Hinweisschildern ringsum ergeben, taugt immerhin ab und zu mal zur willkommenen Erheiterung des wahlmüden Passanten.

Unser leicht makaberes Beispiel aus der Nachbarschaft lässt die Frage offen, ob die von den Republikanern versprochene Sicherheit, Sauberkeit und Lebensqualität demnächst für Friedhofsruhe in unserer Stadt sorgen soll oder ob diese löblichen Werte nach dem Wahlsieg der nationalistischen Partei bloß auf dem angezeigten Gottesacker hergestellt werden.

Wüsste der Betrachter nicht, dass das rote Verkehrsschild sich dort bereits seit Jahr und Tag befindet, er könnte mutmaßen, es sei von einem Konkurrenten aus dem sozialistischen Lager bewusst dort platziert worden, um die Werbebotschaft der Reps zu konterkarieren.

Vielleicht hat sich aber auch ein intelligenter Undercoveragent als Plakatierer in die Reihen der Rechtsradikalen eingeschlichen und treibt nun dort seinen grimmigen Schabernack. Immerhin sind doch dergleichen missglückte Propagandamaßnahmen allemal unterhaltsamer als die öden Großflächen der Profis.