Siemsens Kopf

Seit gut einem halben Jahr versuche ich, mich dem Leben und Werk, nicht zuletzt aber auch der Person des nahezu unbekannten Flaneurs Hans Siemsen anzunähern. Bei einer solchen intensiven Beschäftigung ist nur natürlich, wenn man bald einmal wissen will: Wie sah der Mann eigentlich aus, dem du nun schon so viele Lesestunden gewidmet hast? Bildnisse Siemsens, gleich welcher Art, haben sich indes nur sehr wenige erhalten.

Erstens ein Porträtfoto des jungen Hans Siemsen, wohl aus den frühen 1920er-Jahren, das auch auf Dieter Sudhoffs Hans Siemsen Lesebuch (2003) in graphisch entstellter Form zu sehen ist; zweitens ein Gruppenfoto in der Autobiographie Der Lebensanfänger seines Neffen Pieter Siemsen (2000) aus der gleichen Zeit, mit der Mutter und dem Bruder Karl; drittens ebendort ein weiteres Gruppenfoto von 1935 mit dem Bruder August, dessen Ehefrau Christa, geb. Springmann, und der Schwester Paula, verh. Eskuchen; viertens ein Porträtfoto en profil im Fiche de Renseignements von 1940, das auch für die Gedenktafel in Sanary-sur-mer verwendet wurde; und fünftens schließlich eine Karikatur von B. F. Dolbin, ebenfalls im Profil.

Aus den Daten zu Leben und Werk, die Michael Föster im Anhang (S. 251 ff.) zum ersten Band seiner Siemsen-Ausgabe (1986) zusammengestellt hat, wusste ich, dass die Freundin Renée Sintenis 1924 [recte: 1923] eine Büste von Hans Siemsen modelliert hat. Es waren aber schon einige Recherchen vonnöten, immerhin ein Foto dieses Bildnisses zu finden [siehe Titelbild].

Das sechste und gewiss aussagekräftigste Porträt des 33-jährigen [recte: 32-jährigen] Schriftstellers Hans Siemsen ist reproduziert auf Seite 38 der von Hanna Kiel herausgegebenen Bildmonographie Renée Sintenis, erschienen 1935 im Rembrandt-Verlag, Berlin. Ob die Büste selbst den Weltkrieg überstanden hat und in wessen Besitz sie sich in diesem Fall heute befindet, das konnte ich bisher leider noch nicht herausfinden.

Sehr gern würde ich das Original einmal sehen – und betasten. [Siehe hierzu auch die Kommentare.]

3 Responses to “Siemsens Kopf”

  1. Matta Schimanski Says:

    Lieber Manuel, gehe doch einmal auf folgende Site und scrolle runter zu Renée Sintenis:

    http://www.kunsthalle-bremen.de/Sammlung/Liste-der-Skulpturen_ST.html

    Noch ‘ne Reise?

  2. Revierflaneur Says:

    Herzallerlieb..e Matta! Was wäre ich ohne Dich und Deinen Spürsinn? Hier also die Daten:

    Hans Siemsen, 1923
    Gips, rötlich getönt
    36 x 18 x 25 cm
    Sockel Holz, braun, 9,7 x 12,7 x 13 cm
    Inv. Nr. 322-1932/3
    Geschenk des Galerievereins 1932

    Auf nach Bremen!

  3. Günter Landsberger Says:

    http://oasis.lib.harvard.edu/oasis/deliver/~hou00452
    Hier ein Hinweis auf einen Brief Hans Siemsens an George Grosz:
    (403) Siemsen, Hans, 1891- 1 letter; 1946

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