Eccentrics (I)

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In der Mitte drängen sich auf engstem Raum die normkonformen Durchschnittsmenschen und erfreuen sich ihrer Verwechselbarkeit. Otto Normalverbraucher und Erika Mustermann definieren den gesunden Menschenverstand und meiden die kleinste Abweichung von ihresgleichen wie die Pest. Der Prototyp idealer Anpassung macht allenfalls ein Prozent der Gesamtpopulation aus. Sehr interessant, diese Leute.

Im weiten Feld rings um dieses Zentrum leben fast alle anderen Menschlein, die sich durch mehr oder weniger seltene Hobbys, mehr oder weniger heimliche Laster und mehr oder weniger ungewöhnliche Meinungen einen letzten Rest von Individualität zu bewahren trachten. Sehr uninteressant, diese Leute.

Und ganz weit draußen schließlich, am äußersten Rand, schwirren jene lebensuntüchtigen Außenseiter umher, die auf diese oder jene Weise dazu beitragen, die Möglichkeiten des Menschseins um eine radikale Perspektive zu bereichern: die Freaks, Religionsstifter, Schizophrenen, Philosophen, Verbrecher, Künstler, Anarchisten, Erfinder, Entdecker und Visionäre. Diese Leute, die das restliche Prozent ausmachen, sind wieder sehr interessant.

Um die 98 Prozent, die Bewohner des Mittelfelds, muss ich mich nicht kümmern. Das besorgen ja schließlich die mittelmäßigen Massenmedien alltäglich mit stupider Gründlichkeit. Wenn ich an die Masse denke und ihre überwältigende Macht, dann muss ich unwillkürlich gähnen. Diese Vorstellung ersetzt mir abends im Bett mit zuverlässiger Wirkung das Schäfchenzählen.

Was mich anregt und belebt, das ist einerseits das Ideal des normierten Menschen, jener Avatar der Zukunft, der es nicht mehr nötig haben wird, zwischen McDonald’s und Burger King zu wählen oder zwischen SDP und CDU; und andererseits das Ideal des Exzentrikers, der es ebenfalls nicht mehr nötig hat, unter vorgegebenen Angeboten zu wählen, sondern sich seine eigene Welt ständig neu erschafft.

One Response to “Eccentrics (I)”

  1. Günter Landsberger Says:

    Klaviertaste oder Eigenwille? Das ist hier die Frage?

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