Geschafft?

bosch

Kempowski berichtet in seinem 1991er Tagebuch Somnia vom Kampf mit seinem Verlag Albrecht Knaus, der Bertelsmann-Gruppe zugehörig, die jetzt unter Random House firmiert, um das Bild auf dem Schutzumschlag zu seinem Buch Mark und Bein, einer Episode. Am 28. August 1991 hatte er Bilder von Hieronymus Bosch betrachtet und entdeckte dabei „eine blaue Schüssel mit Hand, Dolch und Würfel“. Das wäre doch was! Das wäre doch was gewesen.

Am 9. November des gleichen Jahres telefonierte der Autor mit seinem Lektor Karl-Heinz Bittel und schlug ein anderes Bosch-Bild vor. Offenbar war man in München nicht begeistert von Kempowskis erstem Vorschlag. Vom 16. bis zum 20. des gleichen Monats fand in Haus Kreienhoop (Nartum), dem Wohnsitz des Schriftstellers seit 1973, das letzte der vielen Literaturseminare statt, die der unentwegte Pädagoge 1980 ins Leben gerufen hatte.

„Die Leute hat es sehr interessiert,“ so berichtet Kempowski nach dem Ende dieser Abschiedsveranstaltung, „welche verschiedenen Umschlagentwürfe für M/B [Mark und Bein] zur Debatte standen. Ich hatte sie ausgelegt und numeriert. Der Messer-durch-Hand-Vorschlag (Hieronymus Bosch) wurde einstimmig abgelehnt, der Hockney-Vorschlag favorisiert, wie im Verlag. Ich stimmte schließlich zu, fand die goldene Brücke, daß der schöne blaue Zaun-Sonnentag eben trügerisch sei und durch den Inhalt des Buches in Frage gestellt. Ah! Bittel lehnte sich zurück, die Formel war gefunden, eilte ans Telefon, und im Verlag lehnten sich auch alle zurück: ,Gott sei Dank! Geschafft!‘ Die Vertreter hatten aufgeschrien, als sie den Teller-und-Hand-Entwurf sahen. [Oskar] Pastior stimmte für die Hand, und weil er immer geschwiegen hatte, hatte seine Stimme enormes Gewicht, und beinahe hätte er uns rumgekriegt.“ (Walter Kempowski: Somnia. Tagebuch 1991. München: Albrecht Knaus Verlag, 2008, S. 358, 451 u. 471.)

Ich habe gerade mal nachgeschaut, was die Erstausgabe von Mark und Bein antiquarisch kostet. Bei ZVAB sind gegenwärtig überhaupt nur zwei Exemplare im Angebot, eins für 145 und eins für 259 Euro. Mein Exemplar ist insofern ein besonderes, als es auf dem Schmutztitel den Eindruck trägt: „Für die Freunde unserer Verlage / Weihnachten 1991“. Noch im alten Jahr, wie ich einer Notiz von meiner Hand entnehme, habe ich Mark und Bein dann gelesen, und wenn ich mich recht erinnere, mit Genuss.

Einen Schutzumschlag hat das in blaues Leinen gebundene, leider nur gelumbeckte Büchlein allerdings nicht. Den werde ich ihm nun nachträglich verpassen, mit dem Teller-und-Hand-Bild von Hieroymus Bosch.

2 Responses to “Geschafft?”

  1. Matta Schimanski Says:

    Es geht auch noch billiger:

    http://tinyurl.com/3oy224

    Hier probiere ich zweierlei aus: Wie man eine verkleinerte URL hierhin kopiert (hat geklappt) und ob es denn tatsächlich ein Link wird, wenn man den Kommentar abschickt. Das werde ich in wenigen Sekunden erfahren.

  2. Matta Schimanski Says:

    Jawoll!

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