Würfelwürfe

wurfelbrett

Es gibt für das, was ich hier versuche, offenbar bisher noch keine taugliche Gattungsbezeichnung. Der bisherige Arbeitstitel für diese Rubrik, „Journal intime“, hat mich von Anfang an nicht recht überzeugen können.

Worum soll es denn hier eigentlich gehen? Um kurze Prosastücke, fokussiert und zugleich weit ausholend, vom Fernblick inspiriert und in den kleinen Einzelheiten mikroskopisch genau, geschliffen und geschärft bis ins letzte Detail, zugespitzt auf den jeweils einen, grundsätzlichen Punkt. (Dass ich von diesem Ziel noch weit entfernt bin, muss mir niemand sagen. Ich probiere und experimentiere. Schließlich betrete ich Neuland.)

Keine Aphorismen also, aber ebenso wenig Essays, gewiss auch keine „short stories“, und schlichte Tagebuchnotizen schon gar nicht.

Das Weblog meiner Träume ist schließlich, um auch diesen Holzweg abzusperren, kein klassisches Feuilleton mit seiner obligatorischen Glosse und den Kritiken zu diesem und jenem. Allein schon deshalb nicht, weil es mehr erlaubt als die alte Presse. Der Leserbrief ist tot – es lebe der Kommentar. Und weil das Blog auch mehr ermöglicht als die historisch-kritische Textausgabe. Die Fußnote ist tot – es lebe die kreative Verlinkung. Von eingestreuten Podcasts mal ganz abgesehen.

Gutenbergs gutes altes Buch liegt im Sterben – womit das Schreiben vielleicht endlich die Chance erhält, in jenes „vollkommene Buch“ zu münden, das Stéphane Mallarmé einst ersehnte. Seinem langen Gedicht Un coup de dés jamais n’abolira le hasard zu Ehren nenne ich diese Rubrik rückwirkend ab heute: „Würfelwürfe“. Der Zufall erhält seine zweite Chance.

2 Responses to “Würfelwürfe”

  1. liebig.u Says:

    Da muss ich Sie belehren, liebe Frau Langhard: Die von Ihnen erwähnte Krankheit ist wohl mehr die “Tinteninkontinenz”, die bekanntlich bei Herren über 50 schon mal auftritt. Aber dafür kann der Flaneur ja nun wirklich nichts, also lassen Sie ihm doch seine kleine Welt…

  2. Revierflaneur Says:

    Tatsächlich! Die vermeintlich so große Welt des Internets erweist sich ab und an als eine sehr kleine, in der einem manch alter Bekannter unverhofft in kindischer Maskerade über den Weg läuft, den man schon längst aus seinem Gedächtnis gestrichen hatte.

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