Heftig

Alle paar Jahre überraschen mich meine Söhne mit einem neuen Adjektiv zur modischen Bekräftigung ihrer Begeisterung oder Entrüstung – wobei nicht immer trennscharf zwischen diesen gegensätzlichen Gemütsbewegungen zu unterscheiden ist.

Ob „geil“ oder „cool“ oder „krass“ – unsereiner kann selbst aus dem Vergleich des jeweiligen kontextuellen und situativen Umfelds keine Schlussfolgerungen auf die präzise Bedeutung dieser jugendsprachlichen Modewörter ziehen.

„Voll peinlich“ finden die Nachwachsenden es, wenn wir Gruftis solche Vokabeln in unseren altertümlichen Sprachschatz übernehmen. Das kann ich gut verstehen, oder, um ein Modewort aus meiner Jugend zu gebrauchen: nachvollziehen. Solche linkischen Anbiederungsversuche der Elterngeneration nötigten mir auch allenfalls ein müdes Lächeln ab, als ich im Alter meiner Söhne war.

Jemand aus der Großvätergeneration, der das noch nicht begriffen zu haben scheint, kündigt nun an, die Welt in Bälde mit einer „heftigen Rede“ aus den Fugen bringen zu wollen. Sein Name? Osama bin Laden, Jahrgang 1957. Da klingeln mir doch die Ohren. Finden nicht meine Söhne seit einigen Monaten so allerlei „ziemlich heftig“?

Aber vermutlich handelt es sich hier um einen Übersetzungsfehler – oder der Autor des Spon-Artikels ist ein Praktikant, Jahrgang 1987. Ich persönlich werde das Adjektiv „heftig“ jedenfalls auch künftig nur in einem einzigen kontextuellen und situativen Umfeld gebrauchen: wenn es verhältnismäßig stark regnet.

One Response to “Heftig”

  1. Günter Landsberger Says:

    Ob Dir da irgendjemand heftig widersprechen wird, lieber Manuel?

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