Achtzüger

Neulich gelang mir in der Schacharena als Schwarzer ein Matt in nur acht Zügen, gar gegen einen Kontrahenten mit höherer ELO-Zahl. Ich begnete dem Königsspringerspiel

1. e2 – e4 1. e7 – e6

2. Sg1 – f3

mit der Philidorverteidigung

2. d7 – d6,

benannt nach dem berühmten französischen Schachtheoretiker François-André Dancian Philidor (1726 – 1795). Die übliche Erwiderung hierauf wäre 3. d2-d4 gewesen, aber mein Gegner zog stattdessen

3. Lf1 – c4.

Dies hat, wie ich später nachlas, ein gewisser Rodzinski 1913 in Paris gegen den späteren Weltmeister Aljechin versucht, und wie Letzterer antwortete ich mit

3. Sb8 – c6.

Statt nun aber wie seinerzeit Rodzinski mit 4. c2 – c3 fortzusetzen, spielte mein Gegner den Damenbauern:

4. d2 – d3.

Anschließend zeigte sich wieder einmal, wie perplex routinierte Spieler werden können, wenn die in grauer Theorie ausgetretenen Pfade verlassen werden:

4. Sg8 – f6

5. Sf3 – g5 5. Sf6 – g4

6. Sg5 x f7 6. Dd8 – h4

7. g2 – g3 7. Dh4 – f6

8. Sf7 x h8 8. Df6 x f2 matt.

Einerseits schade, denn es hätte mich schon interessiert, wie die Partie nach einem sinnvolleren weißen Zug wie 8. f2 – f3 weitergegangen wäre.

Andererseits freut einen ja ein solcher Husarenstreich abseits der Hauptkampflinien doch über alle Maßen. Dilettantenschach ist in seltenen Glücksfällen und auf unerforschten Nebenwegen wie diesem gelegentlich amüsanter als das schnurgerade Spiel der Großmeister.

[Diesen Beitrag widme ich Gerd Gockel-Feldmann.]

2 Responses to “Achtzüger”

  1. Günter Landsberger Says:

    Wie wär`s mit einem alternativen 8. Zug des weißen Bauern von f2 auf f4 gewesen?

  2. Revierflaneur Says:

    Zugegeben, der wäre bedeutend besser gewesen als f2 – f3.

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