Heiliges Pfadfinderehrenwort: Ich beschließe keinen Tag, an dem ich nicht fünf gute Taten vollbracht habe. Das Schreiben dieses Textes ist die vierte. Daran sieht der geschätzte Leser schon, dass ich es in mein alleiniges Ermessen stelle, was ich mir als „gute Tat“ anrechne. Wir heutigen urbanen Flaneure in der Tradition von Walter Benjamin, Franz Hessel und Hans Siemsen sind ja in gewisser Hinsicht eine atheistische Variante der christlichen Pfadfinder.
Die dritte gute Tat des heutigen Tages war, dass ich endlich das versprochene Buchpräsent an die Rätsel-Anna Richtung London auf den Weg brachte: Brigitte Kronauers drei Texte über Tiere unter dem Titel Die Feder des Hyazintharas. Und hinten schrieb ich ihr rein, dass es noch eine andere, vor 60 Jahren erschienene Geschichte über diesen schönen Vogel gibt. Aber von wem und wo, das verrate ich hier nicht. Das weiß in ein paar Tagen allein die Rätsel-Anna.
Die zweite gute Tat war, dass ich mich mit einem Buch beschenkte, mit dem ich einer mir verdächtig werdenden Tendenz gegensteuern will, die nach dem Anschauen des Fitna-Films von Geert Wilders den ewigen Zweifel in meinem Herzen zu verdrängen droht. Wann immer die vorläufige Meinung sich zur Überzeugung verfestigt, schrillen meine Alarmglocken und ich suche nach einem kräftigen Gegenmittel. In diesem Fall war’s Jürgen Todenhöfers Warum tötest du, Zaid?
Die erste gute Tat: Morgenspaziergang mit der Hündin. Aufsuchung entlegener Gebüsche, um ihr die Verrichtung der naturnotwendigen Geschäfte zu ermöglichen und zugleich die anfallenden Hinterlassenschaften nicht zum Ärgernis erregenden Rückstand an fremdem, womöglich feinem Schuhwerk werden zu lassen. Solche Abstecher, den natürlichen Bedürfnissen des Tieres nachfühlend, nehme ich gern auf mich, denn die Alternative, Lola sonst an der Leine führen zu müssen, fände ich menschenunwürdig.
Die fünfte und letzte gute Tat, nach erprobter Manier heidnischer Flaneure, geht aber nun wirklich nur uns zwei etwas an. So intim ist dieses Journal doch auch wieder nicht. (Mal ganz nebenbei gefragt: Bilde ich’s mir nur ein, oder hat dieser Eintrag in mein Web-Tagebuch nicht einen gewissen Tucholsky-Touch?) Honi soit qui mal y pense – und im Übrigen: Gute Nacht!